+49 (0)2941 9230185 Versandkostenfrei ab 79 EUR (innerhalb Deutschlands)

Darmflora & Darmbarriere

Verdauung

unterschätztes Tool der Therapie

Probleme mit der Verdauung sind weit verbreitet und können unterschiedliche Ursachen und Auswirkungen haben. Neben chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Verdauungstraktes wie dem Morbus Crohn oder der Colitis ulcerosa, Unverträglichkeiten wie Zöliakie oder anderen Intoleranzen (z. B. Fruktose, Laktose) plagen sich zahlreiche Menschen mit Sodbrennen, Blähungen, lang anhaltendem Völlegefühl, Verstopfung etc. Es sollte in solchen Fällen zuerst immer medizinisch abgeklärt werden, ob eine spezifische Erkrankung vorliegt und wie diese ggf. behandelt werden muss. Ein großer Teil der Patienten leidet aber erfahrungsgemäß unter Beschwerden, denen keine unmittelbare Erkrankung zugeordnet werden kann – die Verdauung ist schlecht oder macht immer mal wieder Probleme. Auch hier sollte gehandelt werden, denn eine gute und vollständige Verdauung ist die Voraussetzung für einen gesunden Organismus. In diesem Beitrag geht es darum, das Problem- und Behandlungsfeld Verdauung aus physiotherapeutischer Sicht zu beleuchten und effektive und praxisnahe Therapie- und Verbesserungsmaßnahmen aufzuzeigen. (1)

Warum Verdauungsproblemen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte

Wenn man in Sachen Verdauung bei den Patienten nachhakt, werden damit verbundene Probleme oft als Schicksal aufgefasst, mit dem man sich abfinden muss. Aus Sicht der Physiotherapie ist eine solche Einstellung nicht nur unbefriedigend, sie ist auch falsch: Zum einen sind Verdauungsprobleme unangenehm und schränken die Lebensqualität der Betroffenen ein. Des Weiteren können sie dazu führen, dass gesunde Lebensmittel (z. B. Kohl, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte) gemieden werden, weil die Befürchtung besteht, sie könnten nicht vertragen oder richtig verdaut werden. Problematisch ist auch, dass manche Betroffene auf eigene Initiative beginnen, bestimmte Ernährungsgewohnheiten anzunehmen, weil sie glauben, diese seien bekömmlicher. Dazu gehören aber leider oft gerade solche Speisen, die sich langfristig negativ auf die Verdauung auswirken können, wie z. B. zu viele Milchprodukte, Säfte, Weißmehl, Nudeln oder stark verarbeitete Lebensmittel. Auch sportliche Betätigungen können aufgrund des Unwohlseins eingeschränkt oder ganz eingestellt werden. Ein bewegungsarmer Lebensstil wirkt sich aber wiederum negativ auf die Verdauung aus – ein klassischer Teufelskreis. Eine gute Verdauung ist nicht nur angenehmer, sie verbessert auch die Aufnahme von Vitaminen und Nährstoffen über den Darm. Damit können regenerative Prozesse z. B. nach intensiven Belastungen oder nach Erkrankungen oder Verletzungen besser und effektiver ablaufen. Eine Störung der Darmbarriere kann zudem dazu führen, dass unerwünschte Substanzen in den Körper gelangen, was wiederum Beschwerden hervorrufen und stillen Entzündungen Vorschub leisten kann. Und schließlich ist eine intakte Verdauung auch die Voraussetzung dafür, dass die körpereigene Bildung von Vitaminen und Enzymen im Darm richtig funktioniert.

Welche Art von Magen- und Darmbeschwerden hast du?

(1) Ergebnis einer Umfrage. Quelle: Statista.com

  • Blähungen 51% 51%
  • Durchfall 49% 49%
  • Sodbrennen 43% 43%
  • Völlegefühl 30% 30%
  • Übelkeit 26% 26%
  • Reizdarm 23% 23%
  • Verstopfung 23% 23%

Risikofaktoren erkennen und vermeiden

Ein weiteres Problem ist die Einnahme von Medikamenten, zumal oft der Zusammenhang zu den Verdauungsproblemen nicht erkannt wird. Deshalb sollte bei jedem Patienten hinterfragt werden, was eingenommen wird und ob die aktuelle Medikation wirklich notwendig ist. Das gilt insbesondere für Medikamente, die von den Patienten (oft als Selbstmedikation) dauerhaft eingenommen werden. Dabei wird meist nicht berücksichtigt, dass auch die Einnahme von nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten zu Schäden und Nebenwirkungen führen kann. Die beiden bekanntesten Beispiele: Protonenpumpenhemmer und Abführmittel. Sie sind für Millionen von Menschen die Mittel der Wahl, wenn es darum geht, Magen- oder Verdauungsprobleme zu behandeln. Die damit verbundenen Risiken und Nebenwirkungen werden dabei oft ausgeblendet, ebenso wie die Tatsache, dass diese Mittel die eigentlichen Ursachen der Beschwerden nicht beheben, sondern im Gegenteil weitere Verdauungsbeschwerden verursachen können. Antibiotika und Schmerzmittel sind ebenfalls weit verbreitete Ursachen für Probleme mit der Verdauung und makrobiotischen Fehlbesiedlungen des Darms. All dies kann sich wiederum negativ auf physiotherapeutische Maßnahmen und Therapien auswirken, da das Immunsystem und der Gesamtzustand der Patienten darunter leiden. Gute Gründe für den Physiotherapeuten also, sich mit dem Thema Verdauung aktiv zu beschäftigen und konkrete Wege zu kennen, wie die Patienten aus diesen negativen Mustern und Verhaltensweisen ausbrechen und aktiv zur Verbesserung ihrer Verdauung beitragen können. Hier besteht die Möglichkeit, auf bekömmliche und nebenwirkungsarme Substanzen (z. B. Kurkumaextrakt, Silberweidenrindenextrakt) umzuschwenken. Diese sind oft ähnlich wirksam wie das Medikament, haben aber deutlich weniger Nebenwirkungen. (2) (3) (4)

Mit welchen Maßnahmen lässt sich die Verdauung verbessern?

Wir beleuchten im Folgenden kurz die wichtigsten und nahezu für jeden Patienten realisierbaren Möglichkeiten, die Verdauung zu verbessern. Immer wieder unterschätzt wird die positive Kraft der Bewegung. Findet sie vor dem Essen statt, aktiviert sie den Stoffwechsel und damit auch den Verdauungsvorgang. Nach dem Essen führt Aktivität dazu, dass sich die Bewegung und Durchblutung von Magen und Darm erhöht und entsprechend besser verdaut wird. Regelmäßige Bewegung wirkt sich zudem positiv auf das Mikrobiom des Darms aus. Wenn die Bewegung noch mit einer Mäßigung beim Essen einhergeht, also darauf verzichtet wird, weit über das Sättigungsgefühl hinaus zu essen, ist bereits ein gutes Fundament gelegt. Die Darmflora fít für die Verdauung machen: Neben ausreichend Bewegung gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die Darmflora und damit auch die Verdauung zu verbessern. Der zentrale Aspekt ist auch hier die Ernährung. Neben dem Verzicht auf zu viel Zucker, Weißmehl, Fastfood und Alkohol sollten probiotische Lebensmittel regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Dazu zählen Gemüse, ballaststoffreiche Nahrungsmittel, fermentierte Speisen und bestimmte Milchprodukte. 
Die Einnahme von Probiotika als Nahrungsergänzung kann durchaus sinnvoll sein, da damit unabhängig vom Ernährungs- und Lebensstil dem Darm gesunde Darmbakterien und darmaktive Substanzen zugeführt werden. Hier heißt es: Langfristig denken. Das Mikrobiom verändert sich ständig durch unseren Lebensstil und sollte dauerhaft in den Genuss einer guten pro- und präbiotischen Ernährung kommen. Enzyme und Pflanzenstoffe für die Verdauung nutzen: Bei einer normalen und gesunden Ernährung gelingt es dem Körper, die Nahrung vollständig zu zerlegen und die Nährstoffe zu nutzen. Allerdings muss man sich klarmachen, dass vieles an unseren Ernährungsgewohnheiten nicht mehr „normal“ ist – zumindest, wenn wir unseren Speiseplan mit dem unserer Vorfahren vergleichen. Wir essen oft nicht nur deutlich mehr als die Menschen früher, sondern auch wesentlich süßere und und stärker verarbeitete Lebensmittel. Vieles ist nahezu vom Speiseplan verschwunden. Dazu gehören z. B. Bitterstoffe, die in einer Reihe von Gemüsen stecken. Sie sind durch kommerzielle Züchtung und die Tendenz zu süßen und milden Speisen aber immer seltener im Supermarkt zu finden. Bitterstoffe können in der richtigen Dosierung die Verdauung aber sehr gut unterstützen, da sie die Produktion von Enzymen und Verdauungssäften anregen. Auch hier kann eine gezielte Zufuhr von Kurkuma, Silberweidenrinde und Ingwerextrakt helfen, den Anteil an Bitterstoffen zu erhöhen. Auch Enzyme aus Lebensmitteln wie z. B. Papain (Papaya) oder Bromelain (Ananas) können helfen. Sie wirken ähnlich wie die körpereigenen Enzyme und erleichtern dem Verdauungssystem die Zerlegung der Fette, Proteine und Kohlenhydrate in kleinere Moleküle. Auch hier bieten sich Nahrungsergänzungsmittel an, da mit ihnen eine zuverlässige und regelmäßige Zufuhr gesichert werden kann. (3)
blank

Fazit:

Verdauungsprobleme sind kein Schicksal, mit dem man sich abfinden muss. Deshalb ist es wichtig, den Patienten klar zu machen, dass sie selbst zu einem erheblichen Maß dazu beitragen können, ihre Verdauung zu verbessern bzw. zu normalisieren. Die Maßnahmen in diesem Beitrag sollen eine erste Anregung zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema darstellen. Wir werden uns in folgenden Beiträgen unseres Therapie-Magazins ausführlicher mit einzelnen Aspekten wie z. B. der enzymatischen Verdauung, dem Mikrobiom etc. befassen.