Der Umgang mit akuten Entzündungen gehört in der Physiotherapie zur täglichen Arbeit. Die Patienten klagen über ganz unterschiedliche Arten von Schmerzen, eingeschränkte Bewegungsfreiheit, aber auch allgemeines Unwohlsein. Ihr verständlicher Wunsch: Die Beschwerden sollen gemildert oder zum Abklingen gebracht werden, um möglichst schnell wieder schmerzfrei und belastbar zu werden. Leider sind der Physiotherapie in der Phase der akuten Entzündung oft buchstäblich die Hände gebunden: Durch den Schmerz und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit können kaum oder nur beschränkte physikalische Maßnahmen am Patienten durchgeführt werden. Ob eine Lymphdrainage, eine Behandlung mit Ultraschall, eine Elektrotherapie o. ä. sinnvoll ist, muss immer anhand des individuellen Zustands des Patienten / der Patientin beurteilt werden. Das gilt auch für die Frage, ab welchem Zeitpunkt gezielte Übungen oder manuelle Therapien wieder sinnvoll sind. Was aber kann man zusätzlich tun, um in dieser Phase zu helfen?
Die schulmedizinisch nach wie vor häufigsten Maßnahmen sind der Einsatz von Entzündungshemmern in Form von Kortikosteroiden oder nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Solche Maßnahmen können durchaus sinnvoll und notwendig sein. Aus Sicht des Therapeuten / der Therapeutin stellt sich aber die Frage, ob a) dieser Eingriff in den vom Körper selbst initiierten Prozess der Entzündung, der ja der Gewebsheilung dient, wirklich notwendig ist und ob b) es nicht ggf. möglich ist, mildere und nebenwirkungsarme Substanzen wie z. B. natürliche Nähr- und Wirkstoffe einzusetzen, um Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern. (1)
Der Sinn von Schmerzen, Schwellungen und Co.
Akute Entzündungen sind für den Betroffenen schmerzhaft und unangenehm. Neben den offensichtlichen und spürbaren Auswirkungen, die eine akute Entzündung mit sich bringen kann (Schmerzen, Schwellung, Rötung, Erwärmung, Einschränkung der Funktion), sind die Patienten oft auch aufgrund ihres Zustandes besorgt oder sogar gestresst. Der Wunsch, die Symptome möglichst schnell loszuwerden, ist stark. Hier ist es wichtig zu vermitteln, dass die heftige Reaktion und die Schmerzen durchaus sinnvoll und bereits ein Schritt hin zur Heilung sind. Indem so der “Genesungsdruck” vom Patienten genommen wird, kann Stress abgebaut werden. Eine Maßnahme, die den Heilungsprozess begünstigt, da Stress als entzündungsfördernd eingestuft werden muss.
Auch ein Verständnis der Abläufe kann dem Patienten helfen: Durch die stark erhöhte Durchblutung kommt es in der unmittelbaren Umgebung der Entzündung zur Rötung des Gewebes, einem Temperaturanstieg und Schwellungen. Die Schmerzen, die eine Entzündung oft begleiten, können durch direkte Verletzung der Nervenzellen entstehen oder durch diese Schwellung, die auf die umliegenden Nerven drückt. Die Hauptursache für die Entstehung von Schmerzen bei Entzündungen ist jedoch die Ausschüttung von bestimmten Schmerz-Botenstoffen durch die Immunzellen wie z. B. Prostaglandine, Histamin, Bradykinin. Schmerzen sind physiologisch sinnvoll: So zeigt der Körper unmissverständlich, dass die Stelle geschont werden soll, um weitere Gewebeschäden zu vermeiden. Die Gabe von Schmerzmitteln kann in der Phase der akuten Entzündung sinnvoll sein, wenn die Schmerzbelastung sehr hoch ist. Es ist aber wichtig, dem Patienten / der Patientin zu vermitteln, dass die Entzündung durch die Schmerzunterdrückung noch nicht abgeklungen ist und der Körper entsprechend geschont werden muss. Eine akute, schmerzhafte Entzündung kann durch die Gabe bestimmter entzündungshemmender Stoffe bei der Heilung unterstützt werden (siehe unten). Sobald die geschädigte Stelle abgeheilt ist, werden auch die schmerzauslösenden Botenstoffe mithilfe von Enzymen aufgelöst und der Schmerz klingt ab. (2) (3)
Was läuft bei einer Entzündung im Körper ab?
Eine Entzündung ist die Reaktion des angeborenen Immunsystems auf Verletzungen, Infektionen oder schädliche Substanzen. Wie auch die damit verbundenen Schmerzen ist der gesamte komplexe Ablauf darauf ausgerichtet, die Heilung herbeizuführen. Auch hier kann es für den betroffenen Patienten hilfreich sein, sich klar zu machen, dass sein Zustand zwar unangenehm, aber vorübergehend ist. Durch eine verstärkte Durchblutung und das Aussenden von diversen Entzündungsmediatoren (z. B. Interleukine, Interferone und TNF-Alpha) versucht der Körper, Schäden zu reparieren bzw. die Fremdstoffe im Körper zu beseitigen. Wurden z. B. Gewebe oder Blutgefäße verletzt, reagiert das Immunsystem sofort mit ersten Reparaturmaßnahmen (z. B. dem Einsatz von Fibrin zur Blutgerinnung) direkt vor Ort. Spezielle Abwehrzellen (Makrophagen, neutrophile Granulozyten) töten Bakterien ab, entsorgen überschüssiges, geronnenes Blut oder abgestorbenes Gewebe. Damit die Makrophagen und andere Immunzellen schnellstmöglich an den Einsatzort gelangen können, erhöhen spezielle Botenstoffe im verletzten Bereich die Durchlässigkeit der Gefäße.
Neutrophile Granulozyten sind ein wichtiger Teil des angeborenen Immunsystems, sie ruhen größtenteils in der Blutbahn. Wenn Fremdkörper oder Erreger in den Körper eindringen, werden Stoffe ausgeschüttet, die Neutrophilen anziehen. Diese verlassen dann die Blutbahn und treten ins Gewebe über. Dort übernehmen sie ihre Aufgabe als Fresszellen, sogenannte Phagozyten: Sie nehmen Erreger in sich auf und zerstören sie. Außerdem räumen neutrophile Granulozyten zerstörte Gewebezellen auf. Dabei entsteht aus ihnen und den zerstörten Gewebezellen Eiter. Ist der entzündungsauslösende Reiz eliminiert, kommt es zu einer Stoffwechselumstellung im Gewebe. Die neutrophilen Granulozyten ändern ihren Phänotyp (Switch) auf anti-inflammatorisch. Idealerweise gelingt es dem Körper, die Schäden vollständig zu reparieren und den Gesundheitszustand vor der Entzündung wiederherzustellen. Dies ist jedoch keineswegs immer gewährleistet. Problematisch wird die Lage, wenn der Heilungsprozess nicht vollständig abgeschlossen werden kann und der Körper im Entzündungsmodus bleibt, welcher dann chronisch werden kann. Wie kann das verhindert werden? (4) (5)